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Kind oder Karriere? Claudia Feltkamp entschied sich für beides
Kultur

Kind oder Karriere? Claudia Feltkamp entschied sich für beides

Ein Gespräch mit Claudia Feltkamp über die Vereinbarkeit von Familie und Führung

26.10.2020 Autorin Melisa Özcan (Gastautorin) Lesedauer: 3 Minuten
Häufig werden Kinder als Karrierekiller wahrgenommen. Claudia Feltkamp ist Führungskraft – und alleinerziehende Mutter. Sie selbst findet, dass sich die beiden Bereiche nicht ausschließen. Mit dieser Position nimmt sie eine Vorbildfunktion für viele führungsinteressierte Eltern ein.

„Man übernimmt Verantwortung. Für das Kind, für das Team, aber auch für sich selbst.“ Claudia Feltkamp ist Abteilungsleiterin Strategie in der Category Electronic & Digital und arbeitet in Teilzeit. Wobei Teilzeit in diesem Fall ganze 93 Prozent beträgt. Gleichzeitig ist sie Vollzeitmama. Seit neun Jahren ist sie bei OTTO. Ihre erste Führungsposition übernahm sie vor drei Jahren.

Vorher fühlte sie sich noch nicht so weit wegen der typischen Zweifel: Mache ich meine Arbeit gut genug? Kann ich jeder*jedem gerecht werden? Heute hat Claudia dazu eine klare Einstellung: „Wir müssen aufhören, alles perfekt machen zu wollen. Manchmal sind unsere 80 Prozent mehr als andere jemals machen würden. Es macht für mich als Mutter keinen Unterschied, ob ich nun Projektleiterin oder Führungskraft bin.“

Der Begriff „alleinerziehend“

Wie sieht nun Claudias Familienmodell aus? Sie erzieht ihre elfjährige Tochter allein. Eine*n Babysitter*in braucht sie nicht. Wichtiger hingegen ist die Kommunikation im Job. Oftmals sind Kolleg*innen überrumpelt, wenn sie so offen über ihre Familiensituation spricht. Viele hielten den Begriff „alleinerziehend“ für ausgebrannt oder negativ behaftet. Das sieht Claudia nicht so. Nur so können Kolleg*innen verstehen, warum sie mal einen Nachmittag keine Zeit hat. Die eigenen Bedürfnisse klar zu kommunizieren, ist essenziell für ihre Position. Wenn das bedeutet, dass um Punkt 16 Uhr Feierabend ist, um die Tochter abzuholen, dann ist das so. Am Anfang gehörte für sie eine Portion Mut dazu, für sich selbst einzustehen. „Wir müssen zeigen, dass es geht. Ja, es ist nicht immer leicht. Aber sind wir mal ehrlich: Was ist schon leicht?“

Ein gemeinsamer strukturierter Tagesplan hat uns beiden sehr geholfen … und das ein oder andere Youtube-Video

Wenn die Batterien leer sind

Im März dieses Jahres kam eine neue Herausforderung hinzu: Corona. Schulen und der Otto Campus waren geschlossen. Zumindest die Führung aus der Ferne sieht Claudia gelassen: In ihrem Team herrscht eine starke Vertrauenskultur. Zweimal die Woche gibt es Termine, in denen über den aktuellen Gemütszustand geredet werden kann – aber nicht muss. Schwieriger sieht es mit der Doppelrolle als Ersatzlehrerin für ihre Tochter aus. „Ein gemeinsamer strukturierter Tagesplan hat uns beiden sehr geholfen … und das ein- oder andere Youtube-Video.“, lacht Claudia. Trotzdem gab es auch Punkte, an denen die Batterien einfach leer waren, gibt sie ehrlich zu. Während der Zeit nahm sie sich den Mittwoch als Ruhetag, um den Kopf wieder frei zu bekommen.


Lebhaft erzählt Claudia auch von ihrem Weg zur Führungsposition. Spanien, Italien, Schweiz, Portugal oder Nordafrika: Gearbeitet hat sie schon in vielen Teilen der Welt. Vor ihrer Arbeit bei OTTO in Hamburg war es Madrid. „Die Stadt ist geblieben, der Mann gegangen.“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern.

Eine Weltenbummlerin

Lange Zeit war Claudia auch in der Hotelbranche tätig und als Skiguide. Führung hat sie zwar immer schon gereizt, aber steil die Karriereleiter erklimmen? Nicht ihr priorisiertes Ziel. „Arbeit muss für mich Spaß machen.“, erklärt sie lächelnd. Dass sie Freude an ihrem Job hat, sieht man ihr an. Es ist dieselbe Leidenschaft, die sie als Vorbild und Mentorin für führungsbegeisterte Eltern an den Tag legt. Sie zeigt, dass es geht: Man muss sich nicht entscheiden. Denn Claudia hat sich für beides entschieden. „Oft hört man die Frage: Kind oder Karriere? Ich sage, man muss sich nicht zwingend entscheiden! Mit Koordination, Unterstützung und Mut lassen sich Familie und Beruf in Einklang bringen.“

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