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Als der Onlinehandel auf die Inseln kam..
Kund*innenfokus

Als der Onlinehandel auf die Inseln kam..

03.09.2018 Autorin Annika Remberg
Längst müssen Nordseeinsulaner für eine Shoppingtour nicht mehr mit der Fähre auf das Festland fahren. Die Einkäufe kommen zu ihnen – wie der E-Commerce das Einkaufsverhalten der Inselbewohner verändert hat. Eine Urlaubsbeobachtung.

Mein Blick wandert vom friesischen Tee, rüber zu den Postkarten hin zur robusten „Allwetter“-Kleidung für unvorbereitete Touris. Nur ein Haus weiter gibt’s die typische Auswahl an blau-weiß gestreiften Nordseeoutfits und das bunte Strandspielzeug. Das sind sie – die Tante-Emma-Läden in der Nordseeinsel-Version. Allein diese zwei Geschäfte in Wyk, der einzigen Stadt auf der Nordseeinsel Föhr, sind Sinnbilder für die kleinen Einkaufsstraßen des 4.000-Einwohner-Ortes. Eine Runde durch die kleine Stadt wirkt auf mich wie eine Reise in die Vergangenheit.

© Föhr Tourismus GmbH / Foto: Juliane Goritz

Romantischer Erholungsort oder Einkaufswüste?

Für einen Großstadtmenschen, der sonst in der Hamburger Mönckebergstraße von Schuhläden und Fashionstores in rauen Mengen und für jede Portmoneegröße erschlagen wird, ist ein ungewohntes Bild. Die riesigen und deutschlandweit bekannten Modehändler und –ketten sucht man auf den Inseln vergebens. Als Urlauber und Inseltourist ist das für mich ein romantischer Inhalt des Entschleunigungsprogramms. Doch was halten eigentlich die Insulaner davon?

"Online-Bestellungen sind sehr schnell, sehr viel mehr geworden" - die Amrumerin Johanna Ricklefs


Johanna Ricklefs ist auf der Nachbarinsel Amrum groß geworden und hat eine klare Meinung: „Ich sag nur: Nordsee-Streifenlook! Die Boutiquen und Modegeschäfte auf den Inseln sind oft eher für Urlaubsgäste ausgelegt und haben die Einheimischen nicht auf dem Radar.“

It’s a match: Insulaner bekommen mehr Pakete

Täusche ich mich, oder zieht sich der Nordseeinsulaner dann deswegen für’s Shopping besonders gerne in die digitale Welt zurück? Zwei, drei Telefonate mit dem Team vom Paketdienstleister Hermes machen mich schlauer: allein im vergangenen Jahr lieferte Hermes fast 240.000 Pakete nach Föhr, Amrum und Sylt aus. Das ist ein Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Tendenz steigend. Der Onlinehandel und die Insulaner – das scheint gut zusammen zu passen.

„Wenn ich mir das bei Bekannten und Freunden von Amrum so anschaue, dann sind die Online-Bestellungen sehr schnell, sehr viel mehr geworden. Fast wöchentlich kommen bei so mancher Familie zwei, drei, vier Pakete an“, schätzt Johanna das Paketaufkommen der Inselnachbarschaft ein. Weit weg von der Realität scheint dieser Wert nicht zu sein. Allein auf der beliebten Urlaubsinsel Föhr bekommt jeder Einwohner pro Monat fast zwei Pakete von Hermes geliefert. Dazu kommen noch die Lieferungen von anderen Paketdienstleistern. Zugegeben: in Flensburg, der nächst größeren Stadt auf dem Festland, liegt das Bestellniveau laut Hermes mit rund fünf Paketen pro Kopf/Monat noch mal deutlich höher, dennoch ist eine steigende Tendenz erkennbar.

Das Auto vollgepackt - der Milchkarton auf dem Schoß

Flensburg ist ein gutes Stichwort. Die Stadt war lange Zeit DAS Einkaufsziel für ihre Familie und allgemein viele Insulaner, verrät mir Johanna. Klar. Es ist keine Shopping-Metropole, aber ein nahegelegener Quantensprung im Vergleich zu den dörflicheren Einkaufspassagen und Ladenzeilen auf den Inseln. Johanna kann sich beim gedanklichen Rückblick ein Lachen nicht verkneifen: „Früher, vor dem Onlinehandel, gab’s bei uns richtige Power-Shopping-Ausflüge auf’s Festland. Dann wurde schon mal das Auto bis unter das Dach vollgepackt und man selbst fuhr am Ende des Tages mit einem Karton Milch auf dem Schoß zurück zur Fähre.“

Johanna Ricklefs "Dann wurde schon mal das Auto bis unter das Dach vollgepackt und man selbst fuhr am Ende des Tages mit einem Karton Milch auf dem Schoß zurück zur Fähre."

Johanna Ricklefs , Gebürtige Amrumerin

Heute wohnt die gebürtige Amrumerin in Hamburg und kann – schöne neue Einkaufswelt sei Dank – von hier aus die Einkäufe für ihre Eltern auf Amrum erledigen oder mindestens per Mausklick oder Swipe dabei unterstützen.

Und doch müssen wir am Ende irgendwie eingestehen: der friesische Tee, die Outfits im Streifenlook und die Tante-Emma-Nordsee-Atmosphäre – irgendwie hat das doch auch Charme. Wäre dieser Charme nicht auch etwas für die digitale Einkaufswelt..?!

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