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Bedingt gleichberechtigt
Kultur

Bedingt gleichberechtigt

09.11.2018 Autor Martin Frommhold Lesedauer: 2 Minuten
Frauen und Männer sind gleichberechtigt. So steht´s im Grundgesetz: Artikel 3, Absatz 2. Thema erledigt. Aber warum gibt es dann immer noch weniger Frauen als Männer in Führungspositionen? Wieso ist der Verdienst weiblicher Arbeitskräfte trotzdem meist geringer als der ihrer männlichen Kollegen? Oder andersherum: Was hält Männer eigentlich davon ab, mehr Elternzeit in Anspruch zu nehmen? Antworten darauf fand Robert Franken, Unternehmensberater und männlicher Feminist, am Rande einer Veranstaltung von Plan F, dem Netzwerk für Frauen im Business bei OTTO.

Machen wir es kurz, Robert: Die Männer wollen ihre Privilegien in der Arbeitswelt nicht aufgeben, deswegen behindern sie die Gleichstellung von Frauen. Richtig?

Die These mag partiell stimmen. Letztlich liegen die Ursachen aber im System sowie seinen tradierten, homogenen Rahmenbedingungen. Von diesem profitieren Männer nach wie vor mehr als Frauen. Also muss es verstärkt darum gehen, Männern zu erklären, weshalb ein Systemwechsel für sie ebenfalls von Vorteil ist und neue, individuelle Optionen schafft. Viele erkennen nämlich gar nicht, wie einengend die historische, männliche Rollenprägung ist. Diese fokussiert sich immer noch primär auf Pflichten, die berufliche Karriere, das Erarbeiten eines Status' – und daraus resultieren dann die vermeintlich sichere Partnerschaft samt Familiengründung. Eine beklemmende Zwangsläufigkeit! Dabei sollte es heute doch auch für Männer selbstverständlich möglich sein in Teilzeit zu arbeiten, das Familienleben stärker zu gewichten, Elternzeit in Anspruch zu nehmen und mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Das sind definitiv attraktive Argumente, um Männer für das Thema Gleichberechtigung zu begeistern.

Der Mix macht es! Denn Frauen wie Männer werden die ihnen im Weg stehenden Hindernisse nicht alleine beiseite räumen können.

Robert Franken , selbsterklärter Potenzialentfalter

Viele Formate und Veranstaltungen, die Gleichberechtigung thematisieren, werden fast ausschließlich von Frauen besucht. Sollte man die Männer nicht vielleicht zur Teilnahme verpflichten, um die notwendige Systemveränderung schneller umsetzen zu können?

Nein. Zwang provoziert meist Reaktanz. Und es müssen auch nicht alle Männer zu Feministen werden, um Fortschritte bei der Gleichberechtigung zu erzielen. Vielversprechender scheint es, auf thematisches Interesse zu setzen und beispielsweise in der Kommunikation weniger vermeintlich reine Frauenthemen in den Mittelpunkt zu stellen. Wie also müssten Vorträge, Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen zugeschnitten sein, damit sich auch mehr Männer dafür interessieren und eingeladen fühlen? Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für Männer und Frauen gleichermaßen interessant. Das gilt auch für flexibles Arbeiten, New Work, die Digitalisierung. Diese Strategie erinnert vielleicht ein wenig an das trojanische Pferd, ist aber eigentlich nur logisch und taktisch klug. Schließlich können systemische Veränderungen nur dann nachhaltig geraten, wenn alle daran mitwirken. Der Mix macht es! Denn Frauen wie Männer werden die ihnen im Weg stehenden Hindernisse nicht alleine beiseite räumen können. Dafür braucht es mehr Schlagkraft. Und die erhöht sich durch die Einbeziehung des jeweils anderen Geschlechts, sprich maximale Teilhabe.

Du sagst, dass Diversity die Bewältigungsstrategie für alles ist, was da gerade so auf uns beziehungsweise Unternehmen allgemein zukommt. Kannst Du das erklären?

In vielen Unternehmen sind die zunehmende Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit – im englischen kurz VUCA – ja sehr aufmerksam beobachtete Phänomene. Und immer mehr Entscheidungsträger sind sich dahingehend einig, dass sich vor diesem Hintergrund kaum mehr prognostizieren lässt, wie sich Gesellschaften, Firmen und Trends entwickeln. Folglich sind auch unsere persönliche Situation sowie berufliche Karrierewege betroffen, da es immer weniger linear verlaufende Lebenswege gibt. Angesichts dieser vielschichtigen Herausforderungen kann es also nur eine aussichtsreiche Bewältigungsstrategie geben, nämlich eben die, möglichst viele Perspektiven in zukunftsgerichtete Überlegungen einzubeziehen. Das Stichwort dafür lautet „kognitive Vielfalt“ – und eben diese muss in Wirkung gebracht werden, was über entsprechend gestaltete Umgebungen funktionieren kann. Und ein ganz wichtiger Aspekt dabei ist Gleichberechtigung für alle.

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