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Leistungssportlerin und Informatikerin: Claudia Stellings Traum von Olympia
Kultur

Leistungssportlerin und Informatikerin: Claudia Stellings Traum von Olympia

Ein Gespräch mit Claudia Stelling, Teilnehmerin an deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, über Hochleistungssport, Fokussierung und Desksharing

03.07.2019 Autorin Linda Gondorf Lesedauer: 4 Minuten
Es gab eine Zeit, in der Claudia Stelling wohl mehr auf der Kunststoffbahn anzutreffen war, als am Schreibtisch oder in der Uni. Damals, 1999 bis 2009, lief sie 800-Meter-Läufe bei den Deutschen Meisterschaften. Ihr Arbeitszeitmodell gab ihr damals und auch heute, mit Kind, eine große Flexibilität

„Wenn man alle zwei Jahre einen Ermüdungsbruch erleidet, einen Plantarsehnenriß im rechten Fuß verkraften muss und immer diese Zeit vor Augen hat, die man einfach nicht packt, dann muss ein/e Sportler*in wissen, wann Ende ist“. Claudia Stelling, Product Owner in der Business Intelligence bei OTTO, hat eine spannende Vergangenheit: Bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2002 in Wattenscheid und 2006 in Ulm wurde sie sechste in ihrer Spezialdisziplin, dem 800-Meter-Lauf. 2008 verpasst Claudia bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig ihre Olympia-Chance. Ihr bestes Resultat: Platz vier bei den Deutschen Meisterschaften 2007 in Erfurt. Die WM-Norm für Osaka 2007 lag bei zwei Minuten. Nicht zu packen. „Ich habe erst mit 25 Jahren mit dem Leistungssport angefangen, da hören manche auf. Nach meinem Informatikstudium wollte ich einen Job, der es mir ermöglicht, weiterhin meine Olympia-Ziele zu verfolgen“, erzählt Claudia beim Kaffee im Social-Space bei OTTO.

Claudia Stelling Ich habe angefangen, besser zu planen und immer vorbereitet zu sein. Und heute weiß ich, wann der Arbeitstag zu Ende ist

Claudia Stelling , Product Owner in der BI

Job und Leidenschaft unter einen Hut bringen

Die Verbindung ihrer zwei Leidenschaften, Laufen und Informatik, bekam die Mittelstreckenläuferin des LG Wedel-Pinneberg gut in den Griff, indem sie bei OTTO Mittwochsmorgens frei hatte und um 13:30 Uhr mit ihrer Arbeit anfing. Nur so konnte sie drei Tage doppelt trainieren. Bedeutet: Morgens Tempoläufe und Abends Dauerlauf. „Die harten Tempoläufe kann man nicht direkt nach dem Aufstehen machen. Man muss erst einmal Essen, den Körper auf Temperatur bringen und braucht ein paar Stunden für die Energieaufnahme“, so Claudia. Nach den Tempoläufen ging es dann direkt zur Arbeit. „Ich wollte immer beides gleich gut machen. Bei der Arbeit 100 Prozent geben und dazu im sportlichen Bereich jedes Jahr eine Sekunde runter trainieren. Meine Bestzeit war 2:03,62, doch für Olympia brauchte ich eine 2:00,00. Da kam ich nie hin - mit dem Aufwand, den ich neben dem Sport hatte und den Verletzungen.“ 2009 dann das Ende ihrer Karriere.

Und ein neuer Fokus: Die Arbeit.

Claudia, die schon bei OTTO als Abteilungsleiterin in der IT für Sportcheck und Lascana zuständig war, verließ für ein paar Jahre das Unternehmen, wurde Mama und kam 2016 zurück in die BI - auf eine halbe Stelle. „Es ist natürlich eine Herausforderung, wenn ich manchmal als Product Owner am Nachmittag nicht an Terminen teilnehmen kann. Aber vieles lässt sich gut organisieren. Egal ob im Job oder beim Sport: Fokussierung auf das Wichtigste ist meine Stärke und das A und O“, sagt sie.

Was ihr heute im Beruf besonders gut gefällt und hilft, in ihren 20 Stunden viel zu leisten: „Die neuen Arbeitsatmosphären und -bedingungen. Allein Desksharing und die neuen Arbeitsmöglichkeiten sind ein Glücksgriff für mich. Seit eineinhalb Jahren sitzt die BI in den neuen, umgebauten Flächen – ich finde das absolut sensationell und es fühlt sich sehr freiheitlich an. Jeden Tag kann ich mir aussuchen, wo und wie ich arbeiten will. Wenn ich den ganzen Tag in Workshops bin, brauche ich keinen Platz. Ich schleppe nichts mehr mit mir rum und ich habe auch kein Papier mehr“, erzählt Claudia und man sieht, dass sie Freude an ihrem Job hat.

Als Mutter und frühere Leistungssportlerin hat sie wohl schon immer einen organisatorischen Blick auf Dinge. So erzählt die heute 46-Jährige wie sie früher und auch heute mit Kind, strukturiert arbeiten musste: „Meine Arbeitsweise hat sich heute durch die neuen Umgebungen noch einmal verändert. Ich muss schneller auf den Punkt kommen und organisierter sein. Hier gibt es ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Das hat sich stark verändert. Ich habe angefangen, besser zu planen und immer vorbereitet zu sein. Das eigene Zeitmanagement ist deutlich besser geworden. Und heute weiß ich, wann der Arbeitstag zu Ende ist. Das wusste ich auf sportlicher Ebene dann auch irgendwann“. Sie lächelt – und träumt von Olympia.

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