Zum Hauptinhalt springen
DE EN

Dieser Inhalt ist in der gewünschten Sprache nicht verfügbar

Warum es mehr lesbische Sichtbarkeit braucht
Kultur

Warum es mehr lesbische Sichtbarkeit braucht

Oxana Maslova über lesbische Frauen im beruflichen Umfeld, mehr Sichtbarkeit und Mehrfachdiskriminierung

10.06.2021 Autor Francesco Di Bari Lesedauer: 3 Minuten
Oxana ist Entwicklerin in der OTTO Business Intelligence, geboren sowie aufgewachsen in Russland und wohnt seit elf Jahren in Deutschland. Mit ihr haben wir ein Gespräch darüber geführt, warum sie glaubt, dass lesbische Sichtbarkeit ein Thema sein sollte und was sie sich für die Zukunft wünscht.

Hallo Oxana, wie sah Dein Weg zur lesbischen Sichtbarkeit aus?

Was verstehen wir unter Sichtbarkeit? Dass jemand geoutet ist, sich nicht versteckt oder zum Beispiel als lesbische Frau immer wieder auftaucht und präsent ist? Wenn Letzteres, dann gehe ich diesen Weg noch. Als Entwicklerin in der BI stecke ich in einer Blase mit meinen Kolleg*innen. In Gesprächen kann es dann gut vorkommen, dass ich davon erzähle, wie ich mit meiner Freundin unterwegs war. Ich laufe da jetzt nicht mit der Flagge rum, verstecken tue ich mich aber auch nicht.

Hattest du lesbische Vorbilder und wenn ja, warum?

Aktuell habe ich keine, vor allem keine lesbischen Vorbilder. Als ich jünger war, mochte ich Ellen DeGeneres sehr, aber nicht, weil sie lesbisch ist, sondern weil mich ihre Persönlichkeit einfach umgehauen hat. Heute finde ich, ist Elliot Page ein Role Model und das, obwohl er sich nach seinem Outing als lesbisch nun als trans bekennt. Generell finde ich Vorbilder wichtig, aber das ganz unabhängig von sexueller Orientierung. Ich begeistere mich einfach gerne für Menschen und ihre Persönlichkeiten. Ihre sexuelle Identität ist für mich zweitrangig.

Was glaubst Du, inwiefern sich die Erfahrungen lesbischer und heterosexueller Frauen im Erwerbsleben unterscheiden?

Ich behaupte, dass es zunächst keine Unterschiede gibt. Dazu muss ich aber sagen, dass mein IT-Team hier bei OTTO ziemlich divers aufgestellt ist. Bei anderen Firmen könnte es anders aussehen. Interessant wird es aber, wenn wir den beruflichen Kontext verlassen, denn da kann ich als lesbische Frau bestätigen, dass mir keine heterosexuelle Frau Ratschläge, zum Beispiel zur Familienplanung mit Blick auf das Familien- und Abstimmungsrecht geben kann.

Heute finde ich, ist Elliot Page ein Role Model und das, obwohl er sich nach seinem Outing als lesbisch nun als trans bekennt.

Dass gleichgeschlechtliche Eheleute immer noch nicht mit heterosexuellen gleichgestellt sind, kann ich einfach nicht verstehen. Ihr eigenes Kind adoptieren zu müssen, das Problem hat eine heterosexuelle Frau einfach nicht und da werden die Unterschiede doch deutlich. Allgemein würde ich eher zu einer Frau gehen, die dieselben Erfahrungen wie ich gemacht hat, und das wäre in meinem Fall immer wohl eher eine lesbische Frau. Homosexualität muss breiter und nicht nur auf der Arbeit thematisiert werden.

Wie können Unternehmen lesbische Sichtbarkeit effektiv in der Arbeitswelt bestärken?

Netzwerkarbeit in Firmen ist die halbe Miete. Unser Netzwerk MORE* ist da präsent und setzt sich unter anderem für lesbische Frauen ein. Natürlich wirst du dann sicherer in deinem Auftreten, wenn es einen Austausch über das Thema gibt und du Beispiele vor Augen geführt bekommst. Ich glaube, am wichtigsten ist es, die Angestellten zu unterstützen, sodass die Zugehörigkeit zur queeren Community dann standardmäßig nur noch nebenbei auftaucht. Aber ich glaube, bis dahin muss die Darstellung von Diversität noch viel stärker erfolgen, damit der Begriff der Normalität weitergedehnt wird – das brauchen wir auch heute noch. Letztes Jahr gab es den Werbespot von OTTO mit dem schwulen Pärchen im Bus, wenn es jetzt noch so einen Spot mit einem lesbischen Pärchen geben würde, das wäre es doch! ​​​​

Tags in diesem Artikel: